Trauerort und Trauerräume
Es ist schon lange nicht mehr «nur» der Friedhof, auf diesem eine Bestattung erfolgen kann. Die Orte zur Bestattung sind individuell und manchmal ziemlich kreativ. Nicht jeder dieser Orte kann später erneut besucht werden. Manchmal ist auch keine Bestattung gewünscht und die Urne wird bei Angehörigen aufbewahrt.
Dein Trauerort kann genauso vielseitig sein, nicht alle fühlen sich auf dem Friedhof wohl. Ein Trauerort kann der Ort eines gemeinsamen Erlebnisses oder Erinnerung sein, ein Ort an dem du dich wohl fühlst.
Doch diese Orte können sich wandeln oder plötzlich nicht mehr verfügbar sein.
Das Grab wird nach einigen Jahren geräumt, das Haus verkauft, der Baum gefällt oder wie in meiner Situation, ein Naturereignis hat den Ort zerstört.
Ich gehe gerne Wandern, besonders im Herbst. Am Tag bevor meine Schwester starb, war ich im Wallis zwischen Lauchernalp und Fafleralp unterwegs.
Ein Waldabschnitt dieser Wanderung ernannte ich zu meinem Trauerort, ich wollte ihn alle Jahre zu ihrem Todestag wieder besuchen. Die letzten Tage plante ich diesen Besuch und da wurde mir bewusst, diesen Waldabschnitt gibt es nicht mehr. Der Bergsturz oberhalb Blatten VS im Lötschental hat diesen Wald mitgerissen. - Ich fühlte als müsste ich nochmals Abschied nehmen.
Die Auseinandersetzung mit meinen Empfindungen machte mir bewusst, ein Ort muss nicht räumlich sein. Auch wenn es ein wirklich schöner Ort war, so bin ich mir sicher, es war mein Gefühl der Verbindung, der ihn für meine Trauer so besonders machte. Der Ort an dem wir Trauer empfinden ist die bewusste Zeit der Achtsamkeit in der wir wahrnehmen, erinnern und Ruhe finden.
Welches ist dein Ort und Raum für deine Trauer?
Wo und wann fühlst du dich in der Trauer geborgen und verbunden?
Hast du zu wenig Trauerzeit, fühlst dich unruhig und dir fehlt der Raum für deine Trauer?
Meine Trauerbegleitung kann auch ein Spaziergang sein, ein Ritual um Ruhe zu finden oder der Besuch eines Ortes zur Erinnerung.
22.08.2025