Zum Hauptinhalt springen

Trauer nach Todesfall mit öffentlichem Interesse

Unfalltod, Tötungsdelikt, Femizid, Suizid, Mord…
Die Medien sind gierig auf solche Ereignisse und Leser*innen kommentieren unreflektiert die Berichterstattung.

Zu allen diesen Ereignissen gehören Kinder, Eltern, Beziehungsmenschen und Partner*innen, die sich mit ihrer Trauer und dem Trauma auseinandersetzen müssen.

Die Medienberichterstattung ist oft nicht nach einem Tag vorbei, sondern kann Wochen, Monate und im Extremfall sogar Jahre dauern.

Besonders bei Tötungsdelikten oder Mord, deren Gerichtsverhandlung auch noch in den Medien zerrissen wird und zum Beispiel die Diskussion, ob die finanzielle Entschädigung gerechtfertigt ist, sind direkt betroffene Angehörige ungefragt immer wieder den Medien ausgesetzt.

In meiner Trauerbegleitung kommt alles vor, auch Trauer, die unter anderem wegen der wiederkehrenden Medienberichte und Anfragen von Medien keine Ruhe finden kann.
Trauerfamilien, die aufgrund Medieninteresse mit Personenschutz zur Bestattung ihrer geliebten Person gehen müssen. Menschen, die nach Jahren bei mir ankommen und sagen, wir hatten eine Bestattung aber die war wegen der Medien und dem öffentlichen Interesse total fremdgesteuert.

Die allermeisten Berichterstattungen gehen ins Internet. Bei Ereignissen, in denen Kinder mit Verlust einer Beziehungsperson betroffen sind, können solche Berichte später erneut Trauma auslösen. Kinder (später Jugendliche oder Erwachsene), die das Ereignis im Internet recherchieren stossen auf zahlreiche Seite mit verschiedenen ungeschönten und verzerrten Medienberichten. Die Berichterstattungen, Kommentare und Bilder bleiben länger, als ein Leben lang im Internet.

Ich habe leider nicht die Macht, die Medien in ihren gierigen Berichten zu stoppen.
Doch für die betroffenen Menschen in Trauer nach Todesfall mit öffentlichem Interesse, erwarte ich mehr Sensibilität bei Medienanfragen, der Berichterstattung und in den Kommentarspalten.

Trauer findet auch dort statt, wo sie nicht sichtbar ist. Meine Trauerbegleitung ist offen für komplexe Trauersituationen, methodisch wird die Abgrenzung und Reflexion des Ereignisses und der eigenen Trauer gefördert.

26.08.2025