Die Nachricht während der Arbeitszeit
Ein Todesfall kommt oft unverhofft und nicht selten folgt die Nachricht während der Arbeitszeit.
Es ist ein Dienstag im Juni 2020.
Ich bin im Büro und schaue nebenbei auf mein Handy.
Ein Anruf und eine Nachricht „bitte ruf bald zurück“.
Ich rufe zurück, die Mitteilung „dein Vater ist verstorben“
Es ist ein Mittwoch im August 2022 um 8 Uhr.
Ich bin im Büro angekommen und räume meine Handtasche aus.
Ein unbekannter Anruf auf meinem Handy.Die Mitteilung „Ihr Grosi ist mit der Ambulanz auf dem Weg ins Spital, das Überleben ist ungewiss. –Sie sind die Ernannte in der Patientenverfügung, bitte kommen Sie schnellst möglich zum Spital!“
Es ist ein Montag im Oktober 2023.
Ich bin in Zürich zur Supervision.
Auf dem Weg zum Sitzungsraum schaue ich auf mein Handy.
Mehrere Anrufe meiner Mutter.
Ich rufe zurück.
Die Nachricht „deine Schwester ist gestorben“
Menschen verbringen einen grossen Teil ihres Lebens am Arbeitsplatz. Die privaten Nachrichten mit Notfall und Tod sind am Arbeitsplatz quasi unausweichlich.
Die Nachrichten am Arbeitsplatz zu privaten Todesfällen können für die Betroffene und auch für Mitarbeitende verstörend sein. Das Verhalten der betroffenen Person ist sehr unterschiedlich. Während die einen einfach weiterarbeiten möchten, verfallen die anderen in einen Schockzustand und im Ausnahmezustand muss der Notfalldienst aufgeboten werden.
Wie gehen Arbeitgebende und Vorgesetzte mit privaten tragischen Nachrichten um?
Welche Reaktionen haben Betroffene im Arbeitsalltag erfahren erfahren?
Wie und wo ist der Umgang mit solchen Nachrichten am Arbeitsplatz geregelt?
- Betriebskonzept
- Personalverordnung
- individuelle Regelung
- innerbetriebliches Notfallkonzept
Wer ist in solchen Situationen für Mitarbeitende zuständig?
- Es muss nicht zwingend die Vorgesetzte Person sein.
- Sind Notfallpersonen mit Fokus Trauer und Todesfall verfügbar?
- HR Personen und Sozialarbeitende sind für solche Nachrichten selten spezifisch ausgebildet.
Wie wird mit dem Thema Tod und Trauer generell am Arbeitsplatz umgegangen?
- das Thema Tod und Trauer ist fast immer weitgehend Tabu
- im Betrieblichen Konzept sind oft nur die bezahlten Trauertage geregelt
Die Folge von Trauer und Todesfällen können unterschiedlich dauernde Arbeitsausfälle sein. Die rechtlichen Trauertage reichen je nach individuellem Erleben der Trauer nicht aus und es folgt eine Arbeitsunfähigkeit.
Trauer ist keine Krankheit, aber sie kann krank machen.
Die richtige Prävention und der Umgang am Arbeitsplatz sind für Betroffenen wichtig. Eine zugewandte und enttabuisierte Kommunikation mit Betroffenen kann eine Rückkehr an den Arbeitsplatz vereinfachen. Die Rückkehr nach traumatischen Nachrichten am Arbeitsplatz müssen begleitet werden. Für die Betroffene Person ist der Arbeitsplatz nun der Ort, an dem sich ihr Leben für immer verändert hat.
Die Lebensveränderung bei Todesfall kann ausser der vielseitigen Trauerphasen auch Existenzängste, Suizidvorstellungen, finanzielle Probleme, familiäre Sorgen, neue Herausforderungen im Alltag und anderes auslösen.
Ich bin an Erfahrungen, Wissen, Prävention und Konzepten interessiert.
Für Arbeitgebende und Vorgesetzte stehe ich für Beratung und Austausch zum Thema Tod und Trauer am Arbeitsplatz zur Verfügung.
18.04.2025