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Trauer und Sterben von kinderfreien Menschen

Im Thema Trauer und Sterben wird häufig im Kontext von Familie, Kinder und Beziehungsmenschen gesprochen. Wie erleben Menschen, die keine eigenen Kinder haben und nicht in Beziehung leben das Thema Trauer und Sterben?

Im Studium Soziale Arbeit wurde im Modul Ethik folgendes Beispiel vorgetragen:
«Mensch mit Kind (verheiratet / in Beziehung) und Mensch ohne Kind (keine familiären Pflichten) geraten gemeinsam in einen Notfall, nur einer von beiden kann überleben. Welcher Mensch soll gerettet werden?»
Die meisten Student:innen tippten auf den Menschen mit Kind und familiären Pflichten. Der Wert des Menschen wurde an eigenen Kindern und Familie gemessen.

Die damalige ethische Diskussion beschäftigte mich, als meine Schwester (41jährig, zwei Kinder und Ehemann) verstarb. Ich kämpfte mit meinem Wert, gemessen an meinem Lebensmodell. Warum sie und nicht ich, bei mir wäre es für alle weniger traurig gewesen.

Bei diesem Gedanken kriege ich noch heute am ganzen Körper eine Hühnerhaut.

Der Wert des einzelnen Lebens definiert sich in meiner Haltung nicht über die familiären Verpflichtungen oder über den Beziehungsstatus. Der Wert eines Menschen ist für mich immer gleich, auch wenn dessen Lebensumstände sehr unterschiedlich sein können und diese in gesellschaftlich Verhältnissen gewertet werden.

Das Leben, Sterben und Trauern begrenzt sich nicht auf das traditionelle Familiensystem. Familie wird von rechtlicher Verbindung und Pflicht definiert, im gelebten Leben ist es aber auch eine Herzverbindung und nicht nur die Blutverwandtschaft. Die Reflektion zur Definition von Familie verändert auch die Wünsche am Ende des Lebens.

Die Vorsorge bei Urteilsunfähigkeit und Bestattungsvorsorge wird in diesem Kontext umso wichtiger.

Das Thema Leben, Sterben und Trauer der kinderfreien (und beziehungsfreien) Menschen interessiert mich. Deine Fragen oder Terminanfragen beantworte ich gerne via Kontaktformular.

19.08.2025