Alles gehört zusammen und steht doch für sich allein. Das ist für mich die Bedeutung von Ganzheitlichkeit. Die Schweiz, die Welt und vielleicht sogar das ganze Universum bilden ein Ganzes mit tausend Einzelteilen. Es ist so gut wie unmöglich, dass sich etwas bewegt und dies keine weiterführenden Auswirkung hat.
Das erinnert mich an ein Mobile, das aus vielen verschieden grossen und kleinen Einzelteilchen besteht. Kommt ein sanftes Lüftchen, so bewegt sich im Nu das ganze Konstrukt. Das eine Teilchen bewegt das nächste, gibt Bewegung und vielleicht sogar Töne weiter. Es gibt keine Reihenfolge, welches Teilchen sich zuerst bewegt. Bewegt sich eines, dann bewegen sich die anderen auch. Ich liebe es, einem Mobile zuzuschauen und bin von dessen Funktion und Fähigkeiten fasziniert.
Ganzheitlichkeit als solches hat seine Faszination, ist aber auch herausfordernd. Will man etwas im Ganzen verstehen, so sollte man auch die Einzelteile be(tr)achten und zu verstehen versuchen. Es ist davon auszugehen, dass jedes Einzelne auch wieder ein Ganzes ist und dies auch wieder mehrere Einzelteile enthält. Die Zerlegung der Ganzheitlichkeit kann aufwändig und zeitintensiv sein. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass sich dieser Aufwand lohnt.
Als Sozialarbeiterin sehe ich den Menschen als Teil des Ganzen im System der Schweiz, ich sehe aber auch dessen individuelle Biographie. Der gleiche Mensch hat Arbeit, Familie, eine Wohnung, finanzielle Verpflichtungen, Gesundheit und individuelle Bedürfnisse, und überall muss er sich orientieren und zurechtfinden. In der Wirtschaft und der Politik erkenne ich Aufgaben und Verpflichtungen, die von Menschen für Menschen ausgeführt werden müssen. Denkt man, die Wirtschaft sei doch für das Geld oder die finanzielle Wertschöpfung und die Politik für das Recht oder das Gestalten unserer Gesellschaft zuständig, dann mag das stimmen. Doch schlussendlich hat auch dies wiederum ein Wirken auf den Menschen. Wohin ich im System der Schweiz auch blicke, ich sehe überall Zusammenhänge mit anderen Bereichen.
Unser aktuelles System der Schweiz ist von bestimmten Menschen für bestimmte Menschen gemacht – oftmals von jenen mit mehr Geld für jene mit weniger Geld. Es zeigt sich, dass Menschen mit mehr Geld auch mehr Einfluss auf die Veränderung des Systems haben. Auch ist offensichtlich, dass Menschen mit viel Geld nicht immer zugunsten von Menschen mit weniger Geld handeln und entscheiden; ob bewusst oder unbewusst, das will ich hier nicht beurteilen.
Ich vertrete die Überzeugung, dass die Ressourcen aller Menschen, unabhängig ihrer Gesellschaftsklasse, Herkunft und persönlichen Voraussetzungen, im System berücksichtigt und integriert werden sollten. Es ist schlussendlich das Mobile von Mensch, Wirtschaft und Politik, das ganzheitlich funktionierend in Bewegung kommt.